Glasfasernetz


Warum nimmt die Gemeinde Geld und Ressourcen in die Hand, für eine Herausforderung, die nicht zu den üblichen Aufgaben der Gemeinde gehört?

  1. Die Telekommunikationsinfrastruktur wird in Zukunft genauso wichtig wie Strom, Wasser, Abwasser und ein funktionierendes Wegenetz in der Gemeinde sein. Es ist wichtig, dass alle Gebiete der Gemeinde gleich gut erschlossen werden und nicht nach wirtschaftlichen Erwägungen über einen schnellen Datenzugang entschieden wird. Daher kann nur eine öffentliche Infrastruktur den gleichen, fairen Zugang für alle Internetanbieter (Provider) sicherstellen.
  2. Durch das offene Netz der Gemeinde, das allen Providern zur Verfügung steht, werden teure und wirtschaftlich unsinnige Parallelinfrastrukturen vermieden.
  3. Förderungen von Land und Bund ermöglichen der Gemeinde unwirtschaftliche Netzteile in abgelegene Weiler zu errichten. Ein privater Netzbetreiber wird nur dort investieren, wo es sich auch wirtschaftlich rechnet.
  4. Die Gemeinde hat bei Ausbesserungsarbeiten und Neuasphaltierungen von Gemeindestraßen die Möglichkeit die LWL-Infrastruktur kostengünstig mitzulegen.
  5. Die Gemeinde ist nicht auf schnelle Rendite angewiesen, sondern verfolgt das vorrangige Ziel, ihren Bürgern und den ansässigen Betrieben eine stabile und schnelle Netzanbindung zu bieten. Die Gemeinde ist aber auch nicht böse, wenn nach der Amortisation des Netzes Einnahmen in die Gemeindekasse kommen.


Was ist ein Lichtwellenleiternetz?

Lichtwellenleiter sind dünne (< 0,1 Millimeter Dicke) flexible Fasern aus Glas oder Kunststoff. In einer Faser werden Daten (Internet,  Fernsehsignale, Telefon,…) mittels Lichtimpulsen übertragen, dadurch entsteht keine elektromagnetische Strahlung, die Übertragung erfolgt in Lichtgeschwindigkeit.

eine Nahaufnahme eines Geräts


Was ist der Unterschied zwischen Lichtwellenleiter, Glasfaser und Breitband?

Der Lichtwellenleiter kann aus Glas oder Kunststoff bestehen, somit ist Glaserfaser bzw. Kunststofffaser nur eine Materialbeschreibung des Lichtwellenleiters.

Die österreichische Regulationsbehörde definiert einen Breitbandanschluss, wenn er über eine Downloadrate von mehr als 144 kbit/s verfügt. Aktuell sind in Flaurling über unsere Kupferkabel Downloadraten von bis zu 80.000 kbit/s möglich, somit ist der Begriff Breitband eigentlich überholt.


Ist die Lichtwellenleitertechnologie zukunftssicher?

Theoretisch können über eine Faser bis zu 300 Terabit übertragen werden, das ist ca. 4000 mal mehr als aktuell in Flaurling über die Kupferleitung möglich ist. Die Lebensdauer einer Glasfaser beträgt mehr als 40 Jahre.



Quelle


Wie erfolgt der Aufbau des LWL – Netzes?

Die Gemeinde verlegt Leerrohre, die Fasern werden mit Druckluft eingeblasen. Wir haben am Anfang unser Netz bei den Gemeindewerken Telfs angebunden. Der Anschlusspunkt liegt in der Lände und wurde mit der Wasserleitung nach Oberhofen mitverlegt. Von da aus geht es in die Dorfzentrale Flaurling im Gemeindezentrum. Aus der Dorfzentrale führen dann ein oder mehrere Fasern über Verteilkästen zu jedem Haus, das heißt, jeder Benutzer hängt über die Glasfaser direkt im Internet.  Die Gemeinde verlegt ein Leerrohr bis zur Grundstücksgrenze bzw. bei einem gewünschten Anschluss, gegen eine geringe Gebühr, direkt ins Haus. Beim Anschluss werden dann die Fasern eingeblasen und mit der Hausanschlussbox und dem Modem in elektrische Signale umgewandelt. Bei Neubauten oder Grabungsarbeiten im eigenen Grundstück kann jeweils ein Leerrohr für die Anbindung von der Grundstücksgrenze zum Haus bei der Gemeinde kostenlos abgeholt werden.


Wieso Glasfaser, wenn es bald ein 5G Funknetz gibt?

Bei 5G wird sowohl im hohen als auch im tiefen Frequenzbereich gesendet. Nur im tiefen Frequenzbereich kann man Signale auch durch Mauern ins innere von Gebäuden übertragen aber nur kleinere Datenmengen. In den hohen Frequenzen werden große Mengen von Daten übermittelt, etwa um ein Video auf dem Handy zu sehen. Nachteil: Die hohen Frequenzen dringen schlecht durch Mauern. Um die hohen Frequenzen ausreichend auszubauen ist eine größere Anzahl von Antennen notwendig und wer hat schon gerne eine Antenne in seiner Nachbarschaft – eine Glasfaser aber strahlt nicht.

Diagramm


Muss für die Verlegung jede Straße aufgegraben werden?

Nein, die Gemeinde kann Leerrohre der TIWAG und der TIGAS verwenden, dafür erhalten diese ein paar Fasern unseres Lichtwellenleiter-Kabels.


Was kostet das Ganze?

Die Zeit für dieses Projekt ist angesichts von 750 EU-Milliarden und Förderungen vom Bund für Digitalisierung recht günstig. Eine Planung ist momentan wegen der sich ständig verändernder Förderungen schwierig.

Die Gemeinde hat Ende 2019 den Auftrag für eine Studie zu Ausbau und Finanzierung des LWL-Netzes in Flaurling an das LWL-Competence Center vergeben.

Aus dieser Studie ergibt sich, dass 90 % der Kosten durch Tiefbauarbeiten entstehen. Nach Abzug der bisher zugesagten Förderungen ergeben sich für die Gemeinde für den Vollausbau und bei einem Anschluss von 50 % der Haushalte Kosten von ca. € 570.000. Durch die Einnahmen aus Vermietung des Netzes an Provider wäre die Gemeinde bei 100 % Fremdfinanzierung nach ca. 17 Jahren schuldenfrei. Danach würden die Einnahmen das Gemeindebudget aufwerten.